Fotostrecke: Reisen in Indien

Mai ist der heißeste Monat in vielen indischen Regionen, so auch im Bundesstaat Maharashtra, in dem Nagpur liegt. Das Thermometer kletterte an manchen Tagen auf bis zu 48 Grad und außerhalb halbwegs klimatisierter Räume ließ es sich nicht wirklich lange aushalten. Ronja und ich schafften es jedoch der Hitze zumindest ein wenig zu entfliehen. Wir gingen auf Reise. Insgesamt für drei Wochen waren wir unterwegs und unsere Reiseroute könnt ihr hier sehen:


Es wäre unmöglich zu versuchen, euch alles zu erzählen, was in diesen drei Wochen passiert ist. Das liegt erstens daran, dass es schlichtweg zu viel war und zweitens, dass viele Erlebnisse einfach schwer in Worte zu fassen sind. Ich hatte jedoch meine Kamera dabei und würde euch gerne einige meiner Schnappschüsse mit den dazugehörigen Kommentaren zeigen. Bitte seid euch beim Betrachten der Bilder bewusst, dass auch Fotos selten wirklich objektiv sind. Die Art, wie etwas abgebildet ist, macht viel aus und damit kommt dem/der Fotografierenden immer Einfluss und Verantwortung zu. Ich bin mir dessen bewusst und habe versucht, die Bilder möglichst vielfältig auszuwählen. Außerdem werdet ihr keine Personen, außer Ronja (deren Erlaubnis ich habe) und mir, direkt abgebildet sehen. Viel Spaß mit meiner kleinen Fotogalerie :)

Pune

Pune fungierte als kleiner Stopp zwischen zwei Nachtbusfahrten in Richtung Süden. Die Stadt ist bekannt für ihre vielen Colleges, aber das Frühstück hätte auch eine Ehrung verdient.

Gokarna

Angekommen in Gokarna war das unser Ausblick vom Hostel am ersten morgen.

Gokarna ist umgeben von verschiedenen Stränden. Einige sind nur durch schmale Wege durch den Wald oder per Boot erreichbar.

Unterwegs von Strand zu Strand, entlang am Abhang zum Meer.

Der Om Beach ist der beliebteste Strand Gokarnas.


 Alappuzha

Mit dem Zug fuhren wir von Gokarna nach Alappuzha weiter.

Alappuzha befindet sich im Bundesstaat Kerala und ist für seine Lage in den Backwaters, einem großen Kanalsystem, bekannt.

Kerala war letztes Jahr auf Grund einer Flutkatastrophe in den Medien. Heute merkt man davon wenig. Allerdings berichteten einige Menschen, dass vor allem die Zahlen der ausländischen Touristen seitdem zurück gegangen seien. Der Tourismus ist ein nicht unbedeutender Wirtschaftsfaktor in Alappuzha und ganz Kerala.

Da Ronja und ich zu geizig für eine Fahrt mit dem privaten Hausboot waren, waren wir mit einer dieser öffentlichen Fähren in den Backwaters unterwegs. Das sieht dann so aus:

 


Unsere Fähre legte außerhalb Kottayams an und wir hatten zwei Stunden Pause bis zur Rückfahrt.

Kerala ist die Hochburg der Kommunisten in Indien. Jedoch haben sie in der diesjährigen Wahl an Stimmen verloren und nur noch den Wahlkreis um Alappuzha gewonnen. Am Tag der Wahlergebnisse wurde hier dafür umso mehr gefeiert.

Außer mit den Backwaters wartet Alappuzha auch noch mit einem Leuchtturm auf.

Genauso wie mit Straßen für Spaziergänge,

Und einem Strand mit wunderschönem Sonnenuntergang

  Munnar

Munnar ist eine Hill Station, ebenfalls in Kerala.

Die Hügel um Munnar herum sind übersäht von Teefeldern und anderen Obst- und Gewürzplantagen.

Schwarzer, grüner und weißer Tee werden aus der gleichen Pflanze hergestellt wird. Die ältesten Blätter für den Schwarztee, die jüngeren für den grünen und die neusten Triebe für den weißen.

Die britischen Kolonialisten machten sich in Munnar erstmals breit und begannen Tee und Kaffee anzupflanzen. Heute gehören die meisten Plantagen zum Tata Konzern, der in der Region auch ein Krankenhaus und Bildungseinrichtungen betreibt.

In Munnar gibt es nicht nur Tee. Bei einer geführten Tour sahen wir noch viel mehr wachsen. Dazu gehörten diese Ananas, Passionsfrüchte, Jackfruit, Grapefruit, Kakao, Kaffee, Pfeffer, Kardamom, Kurkuma, Ingwer, Chilis, Muskatnuss und bestimmt noch einige andere Sachen, die ich jetzt vergessen habe...
 

 Kochi

Kochi ist mit seiner Lage an der indischen Westküste perfekt für den Handel zur See geeignet. Das erkannten erst die Portugiesen, dann die Niederländer und schließlich die Briten. Die Stadt wurde immer wieder erobert und kolonisiert und jede fremde Macht hinterließ ihre Spuren. Oben sieht man einen Palast, der von den Portugiesen für die Rajas von Cochin (Kochi) erbaut und von den Niederländern renoviert wurde. Heute nennt man ihn deswegen Dutch Palace. In der Mitte liegt ein Hindu Tempel. Die Adelslinie von Kochi existiert noch heute. Ihre Angehörigen leben in der Stadt selbst und über die ganze Welt verteilt.

Kochi verfügt zudem über ein jüdisches Viertel. Links im Bild ist der Eingang zur Synagoge.

In der St. Francis Church wurde der portugiesische "Entdecker" Kochis, Vasco da Gama, begraben. Heute befinden sich seine Überreste im Jéronimos Kloster nahe Lissabon.

Diese Gebilde sind chinesische Fischernetze, die an der Küstenseite der Altstadt betrieben werden.

Kochi ist außerdem für seine Street Art bekannt.

Cherrapunjee

Von Kerala aus ging es für uns in den Nordosten Indiens in die Seven Sister States. Südlich unserer Ankunftsstadt Guwahati liegt der Nationalpark rund um die Stadt Cherrapunjee in den Khasi Hills. Das kleine Dorf Nongriat liegt innerhalb des Nationalparks und ist nur durch einen Abstieg von über 3000 Stufen und mehreren Hängebrücken erreichbar.

Der Grund, aus dem wir Nongriat besuchen wollten, sind die Living Root Bridges, die um das Dorf herum zu finden sind.

Die beeindruckendste von ihnen ist wohl die Doppeldecker Brücke.

Die Root Bridges werden vom lokalen Stamm der Khasi errichtet. Mit Hilfe von Bambus werden die Wurzeln des Gummibaums über die Bäche geleitet und über Jahre hinweg entstehen so die Brücken. Die Khasi machen fast die Hälfte der Einwohner des Bundesstaates Meghalaya aus. Wenn man im Kontext von Nordostindien von Stämmen spricht, bedeutet das nicht, dass die Menschen nur naturverbunden in den Wäldern leben oder "Wilde" sind, so wie es unsere weißen, europäischen Stereotypen uns gerne zu verstehen geben. Der Begriff der Stämme bezieht sich eher darauf, dass die Menschen weder von den Indoariern im Norden Indiens, noch von den Draviden im Süden abstammen, sondern ihre unabhängige Geschichte haben. Dazu gehören eigene Feste, Esskultur, Kleidungsstil, Sprachen und Religionen.

Von Nongriat aus trekkten wir zusammen mit unserem Tourguide Rab außerdem zum Rainbow Waterfall.

Zurück in der Stadt Cherrapunjee galt es dann noch etwas mehr Natur zu entdecken:

Die Seven Sister Falls

Der Noh Kalikai Wasserfall, welcher nach der Legende um die junge Frau Kalikai benannt wurde. Nachdem sie herausfand, dass ihr zweiter Ehemann die Stieftochter getötet hatte, soll sie sich die Klippe hinab gestürzt haben und ihre Seele noch immer dort herumirren. Bis heute sind an der Klippe keine Wohnhäuser errichtet worden.

Und der Wei Sawdong Wasserfall. Die vielen Wasserfälle in der Region entstehen dadurch, dass Cherrapunjee einer der nassesten Plätze der Erde ist und dafür sogar Weltrekorde hält.

Dafür hatten wir erstaunlich gutes Wetter und sogar Sicht bis nach Bangladesch.

Mawlynnong

Mawlynnong wurde 2003 das erste Mal als das "cleanest  village of Asia"

Seitdem kommen viele Tagestouristen aus dem nördlich gelegenen Shillong hier her.

Fun Fact: Mawlynnong liegt drei Autostunden von Shillong entfernt und die Straße verläuft teilweise durch dichten Wald. Trotzdem hatte ich hier auf einem Baumhaus besseren Handyempfang als in der Innenstadt in Deutschland. Sogar der Netflix-Download hat funktioniert.

Shillong

Shillong ist die Hauptstadt Meghalayas und mir vo allen Dingen durch die kleinen Straßen und bunten Häuser in Erinnerung geblieben. Diese Aussicht ist vom Don Bosco Centre for Indigenous Cultures, einem großen, gut sortierten Museum über die Stämme der Region, fotografiert.

Der Boating-Lake im Stadtzentrum.

 Kohima

Kohima liegt im Bundesstaat Nagaland, noch weiter östlich als Shillong.

In Nagaland spielt die Stammeskultur ebenfalls eine wichtige Rolle, da der Großteil der Bewohner des Staates ihre Herkunft auf einen der 16 Hauptstämme zurück führen kann.

Im Khisama Heritage Village nahe Kohima findet man Nachbauten der Häuser. Außerdem findet hier jedes Jahr das Hornbill Festival.

Auch rund um Kohima gibt es viel Grün.

Und die Menschen hier sind durchaus darauf bedacht, dass das auch so bleibt.

Die Reisterrassen werden jedes Jahr neu angelegt.

In und um Kohima wurden wir von einem befreundeten Pastor begleitet. Er kommt aus Nagaland, arbeitete aber für fünf Jahre in Nagpur, wo wir ihn trafen. In Nagaland sind fast 90% der Menschen Christen. Nagaland hat die höchste Baptistenquote der Welt.

Und mit dieser Aussicht vom Cafe aus endet meine Fotostrecke.

Wie man vielleicht gemerkt hat, könnte Indien kaum vielfältiger sein. Trotz dieser Reise und den Trips, die Ronja und ich zuvor gemacht haben, habe ich erst einen Bruchteil des Landes gesehen. Und jetzt, wo mein Abreisetag immer näher rückt, kann ich definitiv sagen, dass es viele Gründe gibt aus denen ich nach Indien zurück kommen möchte.
Eine Sache wollte ich allerdings noch anmerken. Während wir unterwegs waren, vielen mir immer wieder Vergleiche zwischen den Orten hier und ihren vermeintlichen Vorbildern in Europa auf:
Pune - Das Oxford des Ostens
Alappuzha - Das Venedig des Ostens
Cherrapunjee - Das Schottland des Ostens
Warum können diese Orte nich für sich alleinstehend genannt werden? Warum müssen sie immer mit einem europäischen "Ideal" verglichen werden, während Venedig beispielsweise nie als "Alappuzha des Westens" bezeichnet wird? Ich finde das sehr merkwürdig und ziemlich unfair. 
Was meint ihr dazu?

Bis dahin,
Eure Svenja

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