Zurück daheim?

Seit nun etwa zwei Wochen laufen meine Füße wieder über deutschen Boden. Boden, der mir vertraut ist, mir bekannt sein sollte. Ich bin zurück aus Nagpur und meinem Freiwilligendienst und fühle mich ein bisschen zwischen den Welten.

Gerade sitze ich im Zug. Ich bin wieder unterwegs. Dieses Reisegefährt hat mich im letzten Jahr über viele hunderte Kilometer befördert und doch ist es hier so anders. Wenn ich auf dem Bahnhof unterwegs bin sind alle um mich herum im Stress. Sie hechten von Gleis zu Gleis, um ihren Anschlusszug zu erreichen und haben für ihre Umgebung wenige Blicke übrig. Ich will mich da selbst nicht ausnehmen, auch ich bin zügig unterwegs, aber irgendwie fällt mir auf, wie wenig die Leute lächeln. Es gibt keine kleinen Stände, die Bhel Puri, Chikki oder Samosas verkaufen, sondern nur Starbucks, Ditch, Rossmann und co., die einen mit Neonlicht und großen Werbetafeln empfangen.
Ich hätte gedacht, dass die ersten paar Tage zurück mehr Umgewöhnung von mir erfordern. Doch es ging erstaunlich schnell, dass ich mich wieder zurechtgefunden habe. In einer Kleinstadt in Norddeutschland verändert sich in einem Jahr dann eben doch nicht so viel und man kommt gezwungenermaßen schnell wieder im Alltag an, wenn Termine bei der Bank oder Bürgermeldeamt anstehen. Doch ab und zu sind da diese Momente, manchmal nur einige Sekunden. Dann halte ich inne und wundere mich über mich selbst und alles um mich herum.
Wie kann es sein, dass du vor so kurzer Zeit noch durch die sonnendurchfluteten Straßen Nagpurs gelaufen bist und jetzt hier wieder über den Marktplatz gehst?
Wie wurde aus dem täglichen Tiffin so schnell wieder das Butterbrot?
Den einen Tag pflückst du Mangos und Zitronen selbst vom Baum und den nächsten siehst du sie fein säuberlich aufgereiht und abgepackt im Supermarktregal. Alles ist im Überfluss vorhanden und man kann sich gar nicht retten vor Konsumfallen. Natürlich sind mir diese im letzten Jahr auch begegnet, aber hier überfallen sie mich geradezu.
Wahrscheinlich sind das die ersten Anzeichen dessen, wie es weitergehen wird. Während sich in meiner alten Heimat nämlich vielleicht nicht ganz so viel getan hat, hat sich in mir drin weitaus mehr verändert. Ich habe dazu gelernt und Dinge verlernt. Ich bin sicherer geworden und habe an Unsicherheit gewonnen. An so vielen Enden meiner selbst hat sich etwas verschoben, dass ich es selbst gar nicht überblicken kann und es sicherlich auch noch seine Zeit dauern wird. Vielleicht werden einige Dinge mir auch selbst gar nicht auffallen, dafür aber für die Menschen um mich herum umso offensichtlicher sein. Es wird sich schon ergeben.
Ein Touri-Foto darf noch sein...
Ich weiß nicht, ob dieser Blog noch weiter von mir mit Erfahrungen und Gedanken gefüllt werden wird. Vielleicht ja, vielleicht nein. Vielleicht melde ich mich nach unserem offiziellen Auswertungsseminar im September nochmal, wenn ein bisschen Klarheit in die Frage gekommen ist, wie Indien in mir nun wirklich weiter Einfluss hat. Man darf gespannt sein.

Bis dahin,
Eure Svenja

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