Hallo zusammen,
nach fast einem Monat Abwesenheit möchte ich mich hier auch mal wieder
melden. In den vergangenen Wochen ist viel passiert und wie der Titel dieses
Posts schon verrät, hat einiges davon mit dem Thema Feierlichkeiten zu tun.
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Pili |
Das ganze fing an mit dem Marbat Festival. Dabei handelt es sich um ein
Festival, das einzigartig für Nagpur ist. An Marbat wird die Vertreibung allen
Übels aus der Stadt gefeiert. Dazu findet im östlichen Teil der Stadt, in Old
Nagpur, eine große Prozession mit einer gelben und einer schwarzen Statur
statt. Während der Zeit der britischen Besatzung, als das Fest in seiner
jetzigen Form an Popularität gewann, symbolisierte die gelbe Figur die
britischen Kolonialisten und die schwarze Figur die Marathi, die Einwohner
Maharashtras. Es war ein Zeichen des Widerstandes gegen die Besatzer, über die
sich lustig gemacht wurde und die mit lauten Sprechchören hinfort gewünscht
wurden. Heute werden in den Sprechchören oft auch tagespolitische Missstände,
wie Korruption, Terror oder Armut, kritisiert und
"ausgetrieben".
Wir hatten relativ kurzfristig von diesem Festival erfahren und beschlossen
nach der Arbeit mit der Auszubildenden in unserem Büro und einem Freund in
Richtung der Old Nagpur zu fahren. Leider kamen wir etwas zu spät und der
Großteil der Prozession war schon vorüber. Jedoch bekamen wir noch einen
"Pili", die gelbe Figur, zu sehen und erhielten einen Vorgeschmack
davon, wie man in Indien Feste feiert: Prozessionen in den Straßen, dekorierte
Figuren, viel Tanz und Musik.
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Einen Saree anzuziehen ist eine Kunst |
Ein Fest in sehr viel größerem Ausmaß fand dann etwas später, von Mitte bis
Ende September, statt. Ich nenne hier einen Zeitraum, da das Ganesh Festival
von dem ich spreche insgesamt 10 bis 12 Tage dauert. Wie der Name schon sagt,
wird es zu Ehren des hinduistischen Gottes Ganesha gefeiert. Dieser Gott mit
dem Elefantenkopf, den einige von euch vielleicht auch schon mal gesehen haben,
gehört hier in Maharashtra zu den wichtigsten Gottheiten, weswegen das Ganesh
Festival auch groß gefeiert wird. In jedem hinduistischen Haushalt, sowie auf
vielen öffentlichen Plätzen oder vor Tempeln werden Statuen von Ganesha auf Altaren
aufgestellt und geschmückt. Diese Statuen werden auch als Ganpati bezeichnet
und meist aus Lehm oder Ton hergestellt. Jeden Morgen und Abend wird von den
Gläubigen dann die Ehrung des Ganpati, Puja genannt, durchgeführt. Während der
Puja werden Gebete und Mantren gesprochen, Süßigkeiten und Speisen dargebracht,
Öllampen angezündet und Wünsche ausgesprochen. Das ganze wird mit
Glockenrasseln begleitet und oft von der ganzen Familie gemeinsam durchgeführt.
Ronja und ich hatten das Glück zu Ganesh Chaturthi, dem ersten Tag der
Feierlichkeiten, bei einer Bekannten eingeladen worden zu sein. Das gab uns
nicht nur unseren ersten Anlass einen Saree zu tragen, sondern auch die
Möglichkeit eine solche Zeremonie mitzuerleben und erklärt zu bekommen.
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Aber wenn es dann erstmal geschafft ist... |
Außerdem durften wir einige Speisen probieren, die ausschließlich zum Ganesh
Festival zubereitet werden. Dazu gehört vor allem Modak:
kastaniengroße Kugeln mit marzipanartiger Konsistenz
nur sehr, sehr viel süßer. Sie gelten als Ganeshas liebste Süßigkeit und sind
damit ganz hoch im Kurs. In den Tagen nach Ganesh Chaturthi sahen wir in den
Straßen immer wieder kleinere Umzüge, bei denen die Statuen begleitet von
Musik, Tanz und Trommeln auf Pick-ups umher gefahren wurden. Das Festival
endete dann nach eineinhalb Wochen mit dem Ganesh Visarjan, dem letzten Tag der
Feierlichkeiten. An diesem Tag werden die Ganpatis traditionell in Prozessionen
aus den Häusern und von den Plätzen zu nahegelegenen Gewässern getragen und
dort versenkt. Eigentlich sollen sich die Figuren aus Lehm und Ton dann
auflösen, aber da in den vergangenen Jahren immer mehr künstliche Farben und
Kleber zu Herstellung verwendet werden, ist dies immer schwieriger. Das Ganesh
Festival hat ruft somit zunehmend Umweltschützer und Aktivisten auf den Plan,
die die Verschmutzung der Gewässer verhindern wollen. In Nagpur wurden
beispielsweise am Futala Lake mehrere Schwimmbecken zur umweltfreundlichen
Beendigung des Festivals aufgestellt. Jedoch wurden diese nur von wenigen
berücksichtigt und so waren die Seen und Flüsse Nagpurs an den nachfolgenden
Tagen gefüllt von Farben und Müll. Anfangs war ich sehr verständnislos angesichts
dieser mir ignorant scheinenden Verhaltensweise, doch dann überlegt man mal wie
viel Deko und Geschenkpapier in Deutschland jedes Jahr zu Weihnachten gekauft,
nur einmal benutzt und dann weggeschmissen wird. Der Vergleich passt vielleicht
nicht hundertprozentig, lässt mich aber feststellen, dass ich immer auch erst
einmal auf mein eigenes Verhalten schauen sollte, bevor ich andere kritisiere.
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Bei unserer Bekannten |
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In der Mall |
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Und der größte Ganpati der Stadt mit der dazugehörigen Schlange |
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In unserem Viertel |
Während das Ganesh Festival noch im Gange war, standen zudem die
Feierlichkeiten anlässlich des Internationalen Tag des Friedens am 21.
September an. Diese bestanden hier im India Peace Centre aus einer
Fahrrad-Rally, der Ausstellung der Bilder von unserem „Arts for Peace“-Projekt
und einem abschließenden Vortrag mit der Preisverleihung. Insgesamt waren diese
Tage für Ronja und mich ziemlich stressig. Es mussten Zertifikate für fast 300
Teilnehmer ausgefüllt, Banner bedruckt, Getränke und Snacks organisiert und
alle Bilder in unserem Innenhof aufgehängt werden. Erschwerend kam hinzu, dass
die Wettervorhersage nicht so sonnig aussah und wir nicht wussten, wie sicher
die Bilder draußen vor Regen geschützt sind. Somit änderte sich unser „Schlachtplan“
für die Vorbereitungen gefühlt alle fünf Minuten. Alles in allem habe ich dabei
sicherlich dazu gelernt was es heißt Ruhe zu bewahren. Aber es hat sich
gelohnt. Alles hat letztendlich gut geklappt und ich bin sehr zufrieden mit
unserem ersten Projekt. Ein paar Eindrücke dazu sehr ihr hier:
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Fahrrad-Rally |
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Mit Zwischenstopp an der Gandhi Statue |
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Beim Aufhängen der Bilder |
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Die Ausstellung |
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Und das Abschlussprogramm |
In den vergangenen Wochen war es auch das erste Mal Zeit hier Geburtstag zu
feiern und zwar einerseits von einer Mitbewohnerin in unserem Hostel und auch
von Ronja. Was hier zum Einläuten des neuen Lebensjahres ganz wichtig ist, ist
ein Geburtstagskuchen. Ich hätte ja gerne selber einen gebacken, aber ohne
Zugang zu irgendeinem Ofen stellt sich das als schwierig heraus.
Glücklicherweise kann man hier sehr schön dekorierte und auch echt ziemlich
leckere Kuchen fast überall zu kleinen Preisen kaufen. Und so habe ich es
tatsächlich geschaffte eine kleine Überraschung für Ronja zu organisieren. Mit
dem „Geburtstagsritual“ wurden wir schon vorher bei der Feier unserer Hostelmitbewohnerin
vertraut gemacht: Das Geburtstagskind darf den Kuchen anschneiden und dann die
Person die ihr am nächsten steht mit dem ersten Stück füttern. Danach geht es
dann andersrum. Anfangs war es etwas merkwürdig sich gegenseitig ganze
Kuchenstücke in den Mund zu schieben, aber mit der Zeit ist es echt witzig.
Natürlich haben wir in den letzten Wochen nicht nur gefeiert, sondern uns
auch weiter unserer Arbeit im IPC gewidmet, die Stadt erkundet, Freundschaften
geschlossen und erste Brocken Hindi angewendet. Doch das würde den Rahmen
dieses Blogeintrags jetzt sprengen und dazu gibt es dann im nächsten Post
wieder ein bisschen mehr.
Bis dahin sende ich Grüße in den Rest der Welt,
Eure Svenja